Der Heilige Florian
Im Jahr 303 setzte die diokletianische Christenverfolgung durch folgende Edikte ein: Christen dürfen keine höheren Ämter und Würden bekleiden; Festnahme und Hinrichtung aller Christen, die den Kaiserkult missachten. Daraufhin setzte eine grosse Christenverfolgung ein. Bedeutendstes Opfer wurde Florian, wie in der „Passio St. Floriani“ (Endfassung aus dem 9. Jhd.) zu lesen ist:
„Zur Zeit der Kaiser Diokletian und Maximinian brach eine Verfolgung gegen die Christen aus. Damals verwaltete Ufernorikum der Statthalter Aquilinus, der sich in das Lager Lauriacum begab und die Christen eifrig ausforschen ließ, es wurden vierzig von ihnen ergriffen und nach vielen Martern eingekerkert. Als hiervon Florian, der ehemalige Vorsteher des Statthaltereiamtes, der damals im Stadtgebiet von Cetium wohnte, erfuhr, eilte er nach Lorch und bekannte sich als Christ. Daraufhin forderte ihn der Statthalter auf, den Göttern zu opfern. Doch Florian weigerte sich und blieb auch dann noch standhaft, als er ihn mit Knütteln schlagen und seine Schulternblätter mit geschärften Eisen brechen ließ. Schliesslich fällte Aquilinus das Urteil und befahl, Florian von der Brücke mit einem Stein um den Hals in die Enns zu stürzen.
Dem, der ihn hinabstiess, brachen die Augen, der Fluss erschrak und setzte den Leichnam auf einem aufragenden Felsen ab, wo ihn ein Adler mit seinen in Kreuzesform ausgespannten Flügeln zudeckte. Dann offenbarte sich der Heilige einer Frau und zeigte ihr die Stelle an, wo er zu finden wäre. Auf sein Erscheinen hin spannte sie Zugtierchen ein, fuhr zur Enns und fand den Leichnam, den sie aus Furcht vor den Heiden mit Gesträuch und Laubwerk verbarg. Auf dem Weg zu dem angewiesenen Bestattungsort ermüdete das dürstende Gespann und kam nicht mehr vorwärts; da entsprang auf das Gebet der Begleiterin hin eine sprudelnde Quelle, die noch heute fliesst; die erquickten Tierchen blieben auf der Weiterfahrt an dem heiligen Ort stehen, den der Heilige bezeichnet hatte. Wegen der heftigen Verfolgung begrub sie ihn eilig und heimlich unter der Erde; dort geschehen nun viele Wunder: Es werden böse Geister ausgetrieben, Fiebrige geheilt und alle Kranken, die hoffen, erlangen Barmherzigkeit. Die erwähnten vierzig Bekenner aber starben im Kerker.“

Der Unterschied zwischen den beiden Hälften ist nicht zu übersehen: Die nüchterne Berichterstattung wurde zu einem späteren Zeitpunkt durch legendenhafte Züge erweitert.

Zweite Quelle für das Martyrium des Hl. Florian ist das Martyrologium Hieronymianum aus dem Jahr 800: „In Ufernorikum, im Ort Lauriacum, der Geburtstag (=Todestag) des Florian, eines ehemaligen Kanzleivorstandes des Statthalters, auf dessen Befehl er mit einem um den Nacken gebundenen Stein von der Brücke in den Ennsfluss gestürzt wurde, wobei ihm (!), wie alle Umstehenden sahen, die Augen brachen.“

Beiden Texten lag voraussichtlich eine gemeinsame Quelle aus dem 5. Jhd. vor. Das Martyrium des Hl. Florian am 4. Mai 304 gilt heute historisch als unumstritten. Gemäß der „Passio“ sollen noch weitere 40 Christen umgekommen sein. Nach vielen Martern wurden sie eingekerkert und starben im Gefängnis. Die Überreste der namenlosen Märtyrer von Lorch werden heute im Hochaltar der Basilika Enns - St. Laurenz in einem antiken Steintrog verwahrt. Alle Indizien sprechen für die Echtheit dieser Reliquien: Im Zuge von Renovierungsarbeiten an der damaligen Filialkirche wurde 1900 das Steinkistengrab in einem Hohlraum unter dem Hochaltar wiederentdeckt, wo es sich seit dem Bau der gotischen Kirche befunden haben muss. Die Untersuchung der Knochen ergab, dass diese zum überwiegendem Teil von Erwachsenen, zum Teil aber auch von Jugendlichen stammen, auch Tierknochen und Holzkohlenreste wurden gefunden, die Knochen weisen Brandspuren auf. Da keine kirchliche Authentik gefunden wurde, erliess Rom die Entfernung aus der Kirche. Der Steintrog wurde beim Kirchturm deponiert, die Knochen wurden im Friedhof vergraben. Abermaligen Untersuchungen 1962 ergaben, dass die Knochen von mindestens 31 - meist männlichen - Individuen stammen. Bei neuerlichen archäologischen Untersuchungen der Lorcher Kirche 1960 stellte sich heraus, dass der Steintrog exakt mit den Massen des Fundamentes des Altares der ersten um 370 erbauten Basilika übereinstimmt. Damit ist eine kultische Verehrung der Reliquien in dieser Zeit erwiesen. In karolingischer Zeit wurde der Stein von einer Doppelapside umschlossen, was ein Umschreiten der freistehenden Reliquie ermöglichte. Die erhaltenen Stoffreste, in die die Gebeine gehüllt waren, stammen aus dem 4. - 6. Jhd. (vgl.: Kirche in Oberösterreich, Band 1; Strasbourg: 1992; ISBN 2-87718-086-7)